Wir schreiben das Jahr 2020 und es ist Frühling. Für Radfahrer gibt es gerade jetzt einen wichtigen Termin: Der Beginn der Sommerzeit. Letztes Wochenende wurden die Uhren endlich umgestellt. Endlich eine Stunde länger hell.
Doch etwas ist in diesem Jahr anders, denn zu Beginn der Radsaison 2020 beschäftigt uns eigentlich nur ein Thema, und das seit einigen Wochen und es wird noch einige Wochen weiterhin so sein. Es hält uns auf Trab - oder besser, im Standby: Corona. Anfangs nicht wirklich ernst genommen als eine "ganz normale" Grippewelle, entwickelte sich das kleine Virus zu einem riesigen Problem. Die staatlich verordnete Depression scheint uns zu lähmen und in unsere Häuser zu sperren. So lange, bis es vorbei ist. Das Land scheint stillzustehen, es ist ruhig und merkwürdig zu wissen, dass in keinem Augenblick in Deutschland gerade Partys, Kaffeekränzchen, Konzerte, Kneipenabende - und Doppelreihen zu finden sind.
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Kontaktverbot - die Einsamkeit des Radfahrers
als Weg durch die Krise
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Wir sind es gewöhnt, viele Kilometer einsam zu bewältigen. Treten, lenken schalten - dabei abschalten. Der Fahrtwind bläst uns den Kopf frei, man sieht und riecht Landschaft, spürt Luft, Straße, Beine. Exklusiv und einmalig der Moment. Wer es gewohnt ist, empfindet jede Fahrt neu und anders, auch wenn sie auf der üblichen Hausrunde stattfindet. Denn die Kombination aus Gegebenheiten wie Wetter, Zustand des Rades, Körper und Geist kann vielleicht ähnlich, aber nie gleich sein und so prägen sich Details mancher Fahrten ein und bleiben Jahre im Kopf. Da Radfahren ein Sport voller Leidenschaft ist, möchte man den Spaß daran ständig steigern, umso mehr, wenn der Ehrgeiz angebissen hat. Also arbeitet man an den Dingen, die man selbst beeinflussen kann: an der eigenen Form mit all ihren Facetten und am Material. Damit erübrigt sich auch die Frage, warum es unter Radfahrern so viele Pedanten, Narzissten und Perfektionisten gibt.
Doch zurück zur eigentlichen Sache: Corona. Momentan steht außer Toilettenpapierabwicklern alles scheinbar still. Es ist nicht schön. Das Leben darf sich nicht mehr in Gesellschaft abspielen. Deswegen ist Radfahren noch erlaubt, sofern man es nicht in der Gruppe betreibt. OK, es ist leider dummerweise gerade um null Grad herum und eigentlich wäre ich um diese Zeit gerade auf Mallorca (auch dazu später mehr), aber im Angesicht der Dinge ist man als Radfahrer immer noch gut bedient. Dumm beispielsweise, wenn Radfahren Fußball wäre, dann könnten wir jetzt nur noch zu Hause Klappmesser machen und Ballhochhalten. Zum Glück dürfen Radfahrer ja relativ normal trainieren, also raus. Gut, auf die komplette Trainingsgruppe muss man verzichten. Jedoch der Job ist vielfach gerade reduziert, so dass man sich schonmal ein paar Stündchen auf dem Velo gönnen kann - jetzt, wo's auch gerade mal nicht regnet und so wenig Verkehr auf den Straßen ist. Es könnte beinahe idyllisch sein, wäre da nicht die Tatsache, dass viele von uns diversen radsportlichen Events entgegenfiebern. Die ersten RTFs sind abgesagt und - machen wir uns nichts vor - es besteht die Gefahr, dass Corona mindestens die Hälfte der ganzen Radsaison frisst. Bis mindestens Ende Mai können wir wohl RTFs, Marathons und Renen, einfach jede Veranstaltung, von der Backe putzen. Der Sport ist zwar in der aktuellen dramatischen Situation eines der unbedeutenderen Dinge, da Radfahrer es aber gewohnt sind, ihre Erlebnisse immer in der jeweiligen Saison abzuspeichern, wird 2020 als eine ganz besondere Radsaison im Gedächtnis eingraviert.
#rennrad #radsport #corona #quarantänesport
Danke Dir! Das bringt mich dazu heut noch aufs Rad zu steigen und der "viralen und digitalen Welt" zeitweilig und wertvoll einsam den Rücken zu kehren. Kehre für Kehre! ;-) Ride on!
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